Kinder gestalten eine Kinderrechte-App

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Unser Mitglied die OST – Ostschweizer Fachhochschule hat folgende Medienmitteilung veröffentlicht:

Ein Projekt der OST – Ostschweizer Fachhochschule, UNICEF Schweiz und Liechtenstein sowie der PH Luzern möchte den Kindern ihre Rechte per App näher bringen. Damit wird einerseits der Auftrag der UN-Kinderrechtskonvention erfüllt, andererseits wird dem Medienverhalten der Kinder entsprochen. Aktuell laufen schweizweit Gestaltungsworkshops mit insgesamt 80 Kindern. Gestern trafen sich zwanzig Mädchen und Knaben beim Pestalozzi-Dorf in Trogen (AR) zu einem solchen Workshop.

Gemäss der 1997 in der Schweiz in Kraft getretenen UN-Konvention über die Rechte der Kinder hat jedes Kind unter anderem das Recht auf Leben, das Recht nicht diskriminiert zu werden, das Recht auf Mitbestimmung, das Recht auf Schutz vor jeglicher Form von Gewalt und das Recht auf Bildung. Kinder haben nicht nur diese Rechte, sondern auch das Recht, darüber informiert zu werden und dazu Lernerfahrungen zu sammeln.

Wie die Kinderrechte-Studie Schweiz und Liechtenstein 2021 zeigt, kennt jedoch nicht jedes Kind die eigenen Rechte. Die Informationsvermittlung zum Thema Kinderrechte richtet sich oftmals an Erwachsene und erfolgt heute zumeist über Printmedien, obschon Kinder und Jugendliche sich verstärkt über Smartphones informieren. Das von der OST – Ostschweizer Fachhochschule, UNICEF Schweiz und Liechtenstein sowie der Pädagogischen Hochschule Luzern initiierte Projekt setzt hier an. Es entwickelt in einem interdisziplinären Team eine digitale Lösung zur Vermittlung und Wahrnehmung der Kinderrechte für 6- bis 12-jährige Kinder. Das Projekt wird von der Paul-Schiller-Stiftung, dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) sowie UNICEF finanziert.

Kinder als Experten*innen
Nach drei Online-Workshops mit erwachsenen Fachpersonen zu allgemeinen Anforderungen an eine solche App, zählt nun die Stimme der Kinder. Insgesamt werden fünf partizipative Workshops in drei Landesteilen durchgeführt. Ziel dieser Workshops ist es, Inhalte und Gestaltung der App zu konkretisieren. «Das Projekt wird von einem breiten Partnernetzwerk unterstützt, und wir setzen auch bei der Planung und Durchführung der Kinder-Workshops auf die Kooperation mit regionalen Organisationen», erklären die OST-Professoren Matthias Baldauf und Selina Ingold, die die Co-Leitung des Projekts innehaben. Im September fand der erste Workshop mit einer Schulklasse in Zusammenarbeit mit dem Kinderbüro Basel statt, im Oktober der zweite mit einer Gruppe von Pflegekindern mit dem Verein tipiti und Quality4Children. Zwei weitere Workshops wurden im Rahmen der Kinderkonferenz am vergangenen Wochenende durchgeführt: in der Romandie gemeinsam mit Terre des hommes, in der Deutschschweiz mit dem Kinderdorf Pestalozzi. Den Abschluss bildet im Dezember ein Workshop im Tessin in Zusammenarbeit mit der Schweizer Kinder- und Jugendförderung Infoklick.ch.

Kreative altersadäquate Workshop-Methoden
«Wir setzen in den Workshops einen innovativen Mix aus Workshop-Methoden ein, jeweils altersadäquat an die jeweilige Zielgruppe angepasst», erklärt OST-Mitarbeiterin Corinne Dickenmann, die die Workshopkonzepte mitentwickelt hat. Zum Einsatz kommt beispielsweise «Lego Serious Play», bei welcher die Kinder mit Legosteinen Szenarien nachstellen. Damit werden für die Kinder besonders relevante Kinderrechte herausgearbeitet, die in der geplanten App adressiert werden sollten. Des Weiteren nutzt das Projektteam ausgedruckte Smartphone-Vorlagen, auf welche die Kinder während der Workshops zeichnen. Damit erhalten die ForscherInnen einerseits Einblick in existierende Apps und deren Funktionen, die für die Kinder spannend sind. Andererseits werden die Kinder selbst kreativ und bringen ihre konkreten Vorstellungen der Kinderrechte-App zu Papier. Ergänzt wird dieses Vorgehen mit gezeichneten App-Vorschlägen des Projektteams, welche von den Kindern diskutiert, mit Stickern bewertet und mit Post-Its ergänzt werden.

Vom Konzept zur App-Umsetzung
Insgesamt bringen in den fünf Workshops rund 80 Kinder ihre Meinung zur Kinderrechte-App ein und gestalten diese aktiv mit. Das Projektteam wird nach dem letzten Workshop aus den gesammelten Rückmeldungen der Kinder mit der Arbeit an einem App-Konzept beginnen. Dabei wird ein geplanter Kinderbeirat auch in dieser Projektphase die Arbeit des Projektteams begleiten und die Perspektive der Kinder regelmässig einbringen. «Wir sehen den Kinderbeirat, der den erwachsenen Gremien gleichgestellt ist, als ganz wichtiges Element in diesem partizipativen Projekt», erklärt Thomas Kirchschläger, Verantwortlicher für Menschenrechtsbildung an der PH Luzern. Ab Frühjahr 2022 soll das Konzept dann in App-Form umgesetzt werden, wiederum mit regelmässigem Feedback von Kindern. Die Anwendung soll Anfang 2023 öffentlich verfügbar sein.